Das Leben ist kein Wettbewerb
Die moderne Gesellschaft
Wir schreiben das Jahr 2025. Es ist Leistungsgesellschaft. Die Mantras unserer Zeit: „Du kannst alles schaffen, wenn du nur genug daran glaubst.“ „Be stronger than you excuses.“ und „Become the best version of yourself.“ Neoliberale Überzeugungen fordern uns zu immer höheren Bestleistungen auf. Wir glauben, nur genug leisten zu müssen, um irgendwann gut genug zu sein. “Dream big”, “Aim for the stars”, “Das Limit bist nur du” rufen uns Influencer und Business-Coaches entgegen. Gut sei niemals gut genug. Zufriedenheit und Genügsamkeit seien gleichbedeutend mit Rückschritt.
Begleitet von einem auf Wettbewerb basierenden Schulsystem starten wir ins Leben mit der Vorstellung immer besser, stärker und schneller sein zu müssen als andere. Dass wir nicht genug sind, so wie wir jetzt sind. Dass wir uns ständig optimieren müssen. Soziale Medien und ihre Algorithmen verstärken diesen Eindruck. Umgeben von diesem allgegenwärtigen Leistungsdruck ist es nur verständlich, dass wir uns häufig überfordert, unzulänglich und nicht gut genug fühlen. Kennst du dieses Gefühl?
Ein seltsamer Traum
Ich kenne es sehr gut. Viele Jahre meines Lebens habe ich damit zugebracht, mich zu verbessern, zu optimieren, zu perfektionieren. Getrieben von einem konstanten Gefühl der Minderwertigkeit zwang ich mich zu stundenlangen Fitness-Sessions, schrieb mir akribisch durchgetaktete Tagespläne und verpflichtete mich zu übertriebenen Morgenroutinen. All das sah nach außen hin zwar vielversprechend aus, fühlte sich von innen aber wie ein selbst gebautes Gefängnis an, aus dem ich nicht ausbrechen konnte.
Damals hatte ich immer wieder den gleichen, seltsamen Traum: Ich rannte verzweifelt und panisch einem Zug hinterher, der mit rasender Geschwindigkeit vor mir davon fuhr. In den Waggons saßen meine Kommilitonen. Sie feierten, lachten, genossen ihr Leben. Und ich rannte dahinter, außerhalb des Zuges, niemals im Stande, das Fahrzeug jemals einzuholen. Scheinbar gab es in den Abteilen keinen Platz für mich und egal wie sehr ich mich abmühte - ich verpasste immer wieder den Anschluss.
Dieser Traum drückt auf sehr eindrückliche Weise aus, welches Problem eine Wettbewerbsgesellschaft mit sich bringt - die existenzielle Angst, nicht schnell genug zu sein, nicht genug zu leisten und dadurch das Recht auf Zugehörigkeit zu verlieren.
Geht es dir auch manchmal so? Hast du das Gefühl, dass du dir deine Existenzberechtigung erst erarbeiten musst? Dass deine Leistung unmittelbar deinen Wert bestimmt?
Ein neuer Blickwinkel
Heute kommt mir dieser Lebensstil enorm seltsam und unnatürlich vor. Ich glaube nicht mehr an Wettbewerb als Basis unserer täglichen Aktivitäten. Ich glaube, dass unser sozialer Status und unser Besitz nichts darüber aussagt, wer wir wirklich sind und was uns ausmacht. Vielmehr bin ich der Ansicht, dass jeder Mensch einzigartige und wertvolle Fähigkeiten besitzt, die es zu entdecken und zu kultivieren gilt. Statt uns in permanente Konkurrenz zu anderen zu setzen könnten wir uns auch einfach auf Augenhöhe begegnen und unsere Kräfte in gemeinschaftliche Projekte stecken.
Denn wir vergessen bei der ganzen Sache oft eines - forcierte Konkurrenz treibt Menschen auseinander, erzeugt Trennung dort, wo eigentlich Verbindung nötig wäre und schafft ein Umfeld von chronischem Stress und Unsicherheit. Das kommt nicht überraschend, wenn man sich die aktuellen Zahlen zu Burn-Out, Depressionen und Angststörungen ansieht.
Bis zu einem gewissen Grad kann Wettbewerb tatsächlich einen belebenden Effekt auf uns haben: Wenn er fair, sportlich und auf Augenhöhe stattfindet. Die Leistungen von anderen Menschen können uns tatsächlich motivieren, uns beim nächsten Mal mehr Mühe zu geben. Das ist aber nur so lange ein gesunder Ansporn, wie zwischen uns die Augenhöhe gewahrt bleibt.
Unsere aktuelle gesellschaftliche Realität ist allerdings geprägt von einer pathologischen Wettbewerbsdefinition, die auf einem vertikalen Weltbild basiert. Der Begriff “Konkurrent” wird in diesem Zusammenhang häufig für jemanden genutzt, den es um jeden Preis zu besiegen gilt. Jemanden, der mir meine Existenz streitig machen will. Durch diese Trennung verlieren wir die Verbindung zu einander und damit das, was wirklich zählt - die echte und authentische Begegnung.
Lass uns dieses Spiel doch einmal gemeinsam hinterfragen und ein paar wichtige Fragen stellen: Wie würde dein Leben aussehen, wenn du dich von diesem ständigen Leistungsdruck befreien könntest? Was könntest du gewinnen, wenn du zukünftig deinen authentischen Selbstausdruck leben würdest? Wie würde sich deine Lebensqualität verbessern?
Fazit
In unserer Gesellschaft dominiert aktuell eine pathologische Definition von Wettbewerb. Sie erzeugt Kampf, Druck und anhaltenden Stress. Lass uns gemeinsam diese Definition hinterfragen und durch eine gesündere, menschlichere Version ersetzen.
Nimm dir doch einen kurzen Moment um zu spüren, was diese Zeilen mit dir machen. Muss wirklich immer alles besser und schneller werden? Oder darf es vielleicht auch einfach gut so sein, wie es gerade ist?
Wenn du Lust auf weitere Impulse zu einem authentischen Leben jenseits von gesellschaftlichen Normen hast, dann schau dich gerne auf meinem Blog um, hör in den Podcast rein oder abonniere meinen Newsletter.
Ich freue mich darauf, dich auf deinem Entwicklungsweg begleiten zu dürfen!